Die Kamera liebt das Licht. Ohne es wäre sie tot. Und ich übe mit ihr täglich tausend Perspektivwechsel auf das eine Ding, um den verkümmerten Standardeinstellungen unserer Zeit etwas entgegenzusetzen – denn ich liebe mein Bewusstsein.

Als ich als junger Jugendlicher eine alte verrostete Dunkelkammer erbte, begann der ganze Zauber mit knisternden Filmrollen, dicken schwarzen Plastiktüten, in denen das Fotopapier lag – und mit scharfen Chemikalien, die nach einer Nacht im düsteren Rotlicht in den Augen brannten. Die Faszination, durch einen Schwenk der Linse neue Muster zu entdecken und die Grenzen des Bildrandes, also des Sichtbaren, zu definieren, das Eine zu zeigen, das Andere wegzulassen, wird Philosophie, wird Politik, wird Analyse möglicher beabsichtigter und unbeabsichtigter Realitäten der einen Wirklichkeit.

Jede Aufnahme lädt ein, mit dem Blick kurz zu verweilen, etwas unbeobachtet in Ruhe beobachten zu können, gibt die Möglichkeit zu einer winzigen Reflektion, gibt die Möglichkeit zu einem kleinen Schritt mehr Bewusstheit. Mehr Bewusstheit brauchen wir, um eine Menschheit hervorzubringen, die in Frieden miteinander leben kann. Das ist alles worum es geht.